Flurfunk: was kocht in der Gerüchteküche?

Auf Business-wissen.de wurde kürzlich besorgt gefragt: „Lässt sich der Flurfunk im Unternehmen vermeiden oder wenigstens einschränken?“ Und es gab gleich die Sicht der Autorin Birgit Kersten-Regenstein weiter: „Flurfunk ist erst einmal per se nichts Schlechtes.“ Ja, könnte man sagen, solange es um Themen geht, wie „was der Minister X gerade in den News an Unsinn verzapft hat“, „bei welchem Italiener es den besten Mittagsteller gibt“, oder „wer macht alles mit beim Minecraft-Turnier?“

Aber gemeint ist mit Flurfunk natürlich eher die Gerüchteküche, das Geraune um fachliche oder personelle Entscheidungen der Führung oder den Zustand des Unternehmens allgemein. Die Autorin bietet dazu Tipps an, für eine „authentische und transparente Kommunikation, mit der Gerüchte gar nicht erst entstehen.“ Da wird’s schon etwas schwieriger, denn entstehende Gerüchte und Eigen-Interpretationen über bestimmte Sachverhalte bekommt die Führungsebene oft nicht mit, weil sich Führungskräfte ja ausnahmsweise meistens am Ende der Informationskette befinden für das, was auf den Fluren kursiert.

 

Vorbeugung heißt Zuhören

Der einfachste Rat heißt schlicht: Fragen und zuhören, ein offenes Ohr haben für das, was Mitarbeitende über das Unternehmen denken – was natürlich auch einschließt, was sie über die Führung denken. Eine offene und transparente Gesprächsatmosphäre, die alle Hierarchieebenen einschließt, ist Voraussetzung für die Nicht-Entstehung von Gerüchten, sowie deren schnelles Einfangen, sollten sie bereits entstanden sein. Denn der Grund für diese negative Art von Flurfunk ist immer ein Kommunikations-Vakuum, das durch mangelhaften Austausch entsteht, was Vermutungen, Ängste und Befürchtungen bei den Mitarbeitenden auslöst. Falschinformationen werden auf informellen Wegen weitergegeben, die den Arbeitsfrieden stören und die Arbeitsleistung mindern.

Natürlich haben nicht alle Mitarbeiter den Anspruch, dieselben Informationen zu erhalten, die ab einer bestimmten Ebene vertraulich zu behandeln sind. Bei der internen Kommunikation ist das richtige Verhältnis hinsichtlich der Informationsweitergabe zu berücksichtigen, damit die Mitarbeitenden weder zu viel, noch zu wenig informiert werden. Das Betriebsverfassungsgesetz schreibt in § 81 dem Arbeitgeber die Unterrichtungs- und Erörterungspflicht vor, wonach er Mitarbeitende über Aufgaben, Verantwortung, Art der Tätigkeit und die Einordnung in den Betriebsablauf zu unterrichten hat. Dazu gehören auch Informationen zum Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz, Gleichstellung und Datenschutz. Dafür stehen auf der formalen Ebene zahlreiche Instrumente zur Verfügung, vom schwarzen Brett über Newsletter, dem Intranet und Chat-Boards bis zu (protokollierten) Mitarbeitergesprächen.

Flurfunk, der Indikator für die aktuelle Stimmung im Unternehmen

Am wichtigsten ist darüber hinaus jedoch die informelle interne Kommunikation, die nicht vorgeschriebenen und nicht organisatorisch geregelt ist und eher eine soziale Funktion erfüllt. Hierzu gehören Informationen und Gespräche über den Purpose (Zweck) der Arbeit und die Vision und Werte des Unternehmens generell. Aber auch Regeln der Zusammenarbeit, anstehende Veränderungen und Verbesserungen – bis hin zur Offenlegung von Problemen, die das Unternehmen betreffen. Denn Spekulationen darüber sind meist die Ursache für aufkommendes Gerede, das immer auch mehr tatsachengerecht eingeordnet werden kann.

Und nicht zu vergessen: Das Gesagte und das Gelebte muss zusammenpassen. Mit womöglich ausfallenden Bonuszahlungen, die in Zeiten wie diesen schon mal vorkommen und schnell Flur-Gesprächsstoff liefern, und andererseits der Entscheidung für hohe und schwer erklärbare Ausgaben fürs Unternehmen, lebt man das Falsche vor. Der Verlust der Vorbildfunktion als Führungskraft öffnet der Gerüchteküche Tür und Tor.

Hierzu empfiehlt die Autorin auf business-wissen.de ganz in unserem Sinne. „Offene Ansprache und aktives Zuhören sind dabei die besseren Taktiken als der Versuch, einzelne Teammitglieder als „Informanten“ zu nutzen. Wer seinem Team außerdem vermittelt, für Fragen und bei Unsicherheiten ansprechbar zu sein, kann das eine oder andere Gerücht bereits vor seiner Entstehung vermeiden.“