Um es gleich vorwegzunehmen: Eine Verpflichtung, Gehaltsangaben in Stellenausschreibungen anzugeben, existiert in Deutschland bisher nicht – anders als zum Beispiel in Österreich, wo es diese seit 2011 gibt. Auf t3n.de lesen wir zu dem Thema: „Dass die Deutschen mehr Transparenz am Stellenmarkt nicht nur begrüßen, sondern sich regelrecht wünschen, zeigen Studien: Einer aktuellen Umfrage der Jobplattform Indeed zufolge, wünscht sich mit über 60 Prozent die große Mehrheit der Deutschen transparente Informationen zum Gehalt in Stellenanzeigen.“
Und eine neue EU-Richtlinie dürfte zudem neuen Schwung ins Thema bringen: „Für deutsche Firmen steht mit der EU-Entgelttransparenzrichtlinie ab Juni 2026 jedoch ohnehin bald eine Zeitenwende ins Haus, die auch nicht überzeugte Arbeitgeber auffordert, sich bei der Gehaltstransparenz neu aufzustellen. Jobsuchende haben dann das Anrecht, genaue Angaben zu ihrem Gehalt in Stellenausschreibungen zu bekommen. Die neue Lohntransparenz geht dabei aber noch deutlich weiter: Das Durchschnittseinkommen für vergleichbare Positionen, aufgeschlüsselt nach Geschlecht, gehört ebenso dazu.“
Wie machen es die anderen?
In anderen führenden Volkswirtschaften Europas zeigt sich ein deutlicher Trend zu mehr Transparenz. Gehaltsangaben finden sich aktuell in fast 70 Prozent der Stellenangebote in Großbritannien, in Frankreich sind es rund 50 Prozent, in den Niederlanden und Irland rund 45 und 40 Prozent. Nur italienische Unternehmen sind mit knapp 20 Prozent vergleichbar zurückhaltend wie die deutschen. Die Begründungen dafür zeigen oft ein überkommenes Bild der aktuellen Arbeitswelt.
Dabei bietet die Offenlegung der gezahlten Gehälter eigentlich klare Effizienzvorteile auch für Unternehmen. Es erleichtert den Auswahlprozess, indem für Kandidaten mit zu hohen Gehaltsvorstellungen, die sich in der Regel erst beim Bewerbungsgespräch offenbaren, keine Zeit und Ressourcen verschwendet werden müssen. Die positive Wirkung auf das Firmenimage kommt dazu, ein klares Signal von Vertrauenswürdigkeit. Andererseits kann die angekündigte Vergütung schon auch potenzielle Bewerber abschrecken, die sich entweder im gebotenen Gehaltsbereich selbst noch nicht einstufen – oder die diesen für ihre Leistungen als zu niedrig ansehen. Was sich in konkreten Bewerbungsgesprächen durchaus noch relativieren und anpassen ließe, die dann jedoch leider nie stattfinden würden.
Lohngerechtigkeit als erstrebenswertes Ziel
Warum konkrete Gehaltsangaben in deutschen Stellenanzeigen noch in der Minderheit sind, ist insofern unverständlich, da die Vorteile deutlich überwiegen. Transparenz schafft Vertrauen und ermöglicht gezieltere Bewerbungen – und sie fördert das leider nach wie vor umkämpfte Ziel der Gleichstellung. Arbeitgeber setzen Gehaltsangaben jedoch überwiegend als Lockmittel ein, wenn der Konkurrenzdruck bei der Mitarbeitersuche hoch ist. Also eher als strategisches Mittel zur Personalgewinnung, anstatt andere wichtige Faktoren herauszustellen, die für eine nachhaltige Besetzung der Stelle sprechen könnten. Denn das ist immer noch die wirtschaftlichste Form von Rekrutierungsstrategien.
Allerdings müssen Unternehmen dann mehr Arbeit in interne Analysen stecken, um sinnvolle und marktgerechte Gehaltsinformationen für Bewerber mitzuliefern. t3n.de empfiehlt dazu richtigerweise: „Dabei bieten sich Entgelt-Audits an, um die gerechte Aufschlüsselung der Gehälter für aktuelle und zukünftige Beschäftigte regelmäßig zu prüfen. Die dabei erhobenen Daten müssen stets aktuell sein, um Ungleichheiten im eigenen Unternehmen leicht erkennen zu können.“ Nicht nur im Blick auf die kommende EU-Richtlinie ein Thema, das in vielen Unternehmen noch zu wenig Beachtung findet.