Kundenbeziehungen – basierend auf finanziellen Anreizen?

Da Goog­le Chro­me Coo­kies bis Ende die­ses Jah­res ab­schaf­fen soll, su­chen Mar­ke­ting­ex­per­ten nach neuen Quel­len, um po­ten­zi­el­le Ziel­grup­pen zu fin­den und sie zu qua­li­fi­zie­ren. „First-Party-Daten“ wie Trans­ak­ti­ons­da­ten, also die Auf­zeich­nun­gen un­se­rer Ein­käu­fe, sind die ver­lo­cken­de Al­ter­na­ti­ve. Eines der meist­dis­ku­tier­ten The­men des Jah­res 2024 ist die Ab­schaf­fung von Coo­kies von Drit­t­an­bie­tern, wo­durch an­de­re Da­ten­quel­len für Un­ter­neh­men noch wich­ti­ger wer­den. Wie eben First-Party-Daten mit ihrer über­le­ge­nen Qua­li­tät.

Da sie auf der Basis von Frei­wil­lig­keit, Kun­den­in­ter­ak­tio­nen und sons­ti­gen di­rek­ten Kon­tak­ten ge­ne­riert wur­den, sind diese Daten die bes­ten und wert­volls­ten für Un­ter­neh­men, die es er­mög­li­chen, Kun­den­er­leb­nis­se zu per­so­na­li­sie­ren und Kun­den­loya­li­tät zu ver­tie­fen. Gleich­zei­tig wer­den die Da­ten­schutz­rech­te der Ver­brau­cher re­spek­tiert und Un­ter­neh­men wird eine ma­ß­ge­schnei­der­te Kom­mu­ni­ka­ti­on er­mög­licht. Nor­ma­ler­wei­se, weil ein Kunde ein Pro­dukt er­wor­ben hat oder tat­säch­lich vom An­bie­ter hören möch­te. Manch­mal aber auch, weil es einen An­reiz für den Aus­tausch die­ser Daten gibt.

 

Der Wert per­sön­li­cher Daten
Die letz­ten Jahre haben uns zu­neh­mend ge­zeigt, dass Men­schen um ihre Daten be­sorgt sind und von Un­ter­neh­men mehr Re­chen­schaft in Bezug auf deren Er­fas­sung und Ver­wen­dung for­dern. In einer ak­tu­el­len Stu­die von „Ad­week“ wur­den mehr als 45.000 Men­schen in den USA im Alter ab 25 Jah­ren zu dem Thema be­fragt: Nur 30 Pro­zent der Be­frag­ten waren be­reit, Daten gegen eine wie auch immer ge­ar­te­te Ent­schä­di­gung aus­zu­tau­schen. Wobei die meis­ten stän­dig und un­be­wusst frei­wil­lig Da­ten­spu­ren hin­ter­las­sen, die je­doch nicht immer pro­blem­los zu ver­wer­ten sind. In­ter­es­sant an der Stu­die ist auch der Wert, den Ein­zel­per­so­nen ihren per­sön­li­chen Daten bei­mes­sen. So schätz­ten rund 50 Pro­zent der Be­frag­ten den Wert ihrer DNA-Daten auf mehr als 500 US-Dol­lar, wäh­rend rund ein Drit­tel der Be­frag­ten die Daten zu ihren TV-Kon­sum-Ge­wohn­hei­ten mit nur 0 Dol­lar be­wer­te­te.

Ob sich das Er­geb­nis auch auf Deutsch­land über­tra­gen lässt, bleibt frag­lich. Doch es zeigt deut­lich, dass eine frei­wil­li­ge Preis­ga­be „wich­ti­ger“ Daten aus Sicht der Be­frag­ten schnell auf Hür­den stößt und Daten ins­ge­samt nicht ein­fach zu qua­li­fi­zie­ren sind. Trotz­dem bie­ten immer mehr Tech­no­lo­gie-Start-ups ein First-Party-Daten-Mo­dell an, das in ers­ter Linie Ver­brau­cher davon über­zeu­gen soll, ihre Daten auf­grund fi­nan­zi­el­ler An­rei­ze preis­zu­ge­ben. Wie zum Bei­spiel Dat­a­cy, das Ein­zel­per­so­nen für ihr On­line-Brow­sing-Ver­hal­ten be­lohnt, um Ziel­grup­pen­ein­bli­cke an Ver­mark­ter wei­ter­ver­kau­fen und Nut­zer­da­ten dem Höchst­bie­ten­den zur Ver­fü­gung stel­len zu kön­nen.

 

Ver­spre­chen und Fall­stri­cke beim Da­ten­sam­meln

Der Ver­such, Ein­zel­per­so­nen Geld für ihre Daten zu zah­len, bleibt ein frag­wür­di­ges Mo­dell und kann die Qua­li­tät von „ech­ten“ First-Party-Daten kaum er­rei­chen. Denn diese sind die ge­nau­es­ten Daten, die ein Un­ter­neh­men sam­meln kann, so­lan­ge die Kun­den dem Un­ter­neh­men ver­trau­en. An­statt Be­nut­zer für ihre Daten zu be­zah­len, wären Un­ter­neh­men bes­ser be­ra­ten, ihnen einen in­trin­si­schen Wert zu bie­ten, wie zum Bei­spiel ver­tie­fen­de In­for­ma­tio­nen zum Un­ter­neh­men und zu Pro­duk­ten, Treue-Boni oder ex­klu­si­ve Vor­schau­en auf neue Pro­duk­te.

Aus Ver­brau­cher­sicht ist Trans­pa­renz hin­sicht­lich der be­ab­sich­tig­ten Ver­wen­dung er­fass­ter Daten von grö­ß­ter Be­deu­tung für den Auf­bau von Loya­li­tät. Dazu braucht es einen fai­ren und aus­ge­wo­ge­nen Wer­te­aus­tausch. Ein Un­ter­neh­men muss klar kom­mu­ni­zie­ren, wel­che Daten es sam­melt und wie diese ver­wen­det wer­den. Wer nicht mit der nö­ti­gen Sorg­falt vor­geht, sei ge­warnt: Fast zwei Drit­tel der Be­frag­ten in der US-Stu­die gaben an, dass sie keine Ge­schäf­te mehr mit einem Un­ter­neh­men ma­chen wür­den, das in Sa­chen Da­ten­ver­wen­dung einen schlech­ten Ruf hat.

 

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