Zu den besonderen Herausforderungen für Politiker wie auch Führungspersönlichkeiten zählt zweifellos „nicht aufs Maul gefallen“ zu sein, auf alles eine Antwort parat zu haben – vor allem, wenn es darum geht, verbale Attacken abzuwehren. Man steht schnell auf verlorenem Posten ohne eine gewisse Schlagfertigkeit – eine Kommunikationstechnik, welche die möglichst geistreiche und witzige, souveräne und klare Reaktion auf eine Verbalattacke oder einen Vorwurf beschreibt.
„Beleidigen kann jeder. In einem Streit klug und schnell zu kontern ist dagegen schwer. Aber es gibt Tricks, das zu lernen“, meinte der Kommunikationsexperte Matthias Nöllke in einem SZ-Interview. Und richtig, einschlägige gedruckte und Online-Ratgeber sind voll von „Kontersprüchen für jede Situation“. Doch auswendig gelernte Parolen, die einfach abgerufen werden müssen, passen dann meistens doch nicht auf den spezifischen Fall. Deshalb wollen wir hier auch keine Beispiele zitieren, wie sie unter anderem über den unten stehenden Link zu finden sind.
Logik ist beim Kontern nicht gefragt
„Entscheidend ist nicht, originell zu kontern, sondern überhaupt zu kontern“, so Nöllke weiter, wobei seiner Ansicht nach zwei Dinge wichtig sind: Die Replik muss kurz sein und die Erwartungshaltung des Angreifers durchbrechen. Das gelingt am besten mit einer Erwiderung, die den Angreifenden selbst überrascht und im besten Fall sprachlos werden lässt. Doch bloß Durchsetzungsvermögen zu zeigen und die Oberhand zu behalten ist nicht alles.
Zwar gilt im Geschäftsleben das Gebot größtmöglicher Sachlichkeit im Umgang miteinander, woran sich jedoch leider nicht immer alle halten wollen. Unhöfliche Bemerkungen, Respektlosigkeiten und verbale Sticheleien sind nun einmal in vielen hierarchischen Strukturen ein beliebtes Instrument, persönliche Duftmarken zu setzen und Überlegenheit demonstrieren zu wollen. Und da beginnt die Schwierigkeit, denn in einer Streitsituation, gerade im geschäftlichen Umfeld, sollte es möglichst keine Verlierer geben. Ironie und „mit gleicher Münze heimzahlen“ helfen kaum weiter und können zur Eskalation führen, die das Potenzial für regelrechte Feindschaften birgt, wenn einer der Kontrahenten dadurch das Gesicht verliert.
Deeskalation als wichtigstes Ziel
Ungerechtfertigte Angriffe, die auf Falschaussagen oder Lügen basieren, lassen sich noch am ehesten kontern mit einfachen und rational begründbaren Richtigstellungen. Schlagfertige und zugleich heitere Repliken zeigen dagegen, dass man Unversöhnlichkeiten vermeiden will, dass man seinen Standpunkt souverän zu vertreten weiß und die Kontrolle behält. Wozu eine aufrechte Körperhaltung beiträgt und ein möglichst selbstbewusster Augenkontakt mit dem Provokateur, gerne auch mit einer freundlichen, zugewandten Miene.
Denn Schlagfertigkeit sollte immer auch daherkommen mit einer Prise Humor, die im Fall des berühmten Zitats von Karl Valentin zwar etwas brüsk erscheint (und im Geschäftsleben eher unangebracht ist), aber dem Angreifer schnell den Wind aus den Segeln nehmen und einen Schlusspunkt mit Augenzwinkern unter jeden Streitpunkt setzen kann: „Des ignorier’n ma net amoi!“
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