Davon gibt es inzwischen reichlich, obwohl sie natürlich nicht so heißen, sondern in Form von mehr oder weniger unterhaltsamen Videos daherkommen. Millennials und die Generation Z sind die am schnellsten wachsende Zielgruppe auf dem Arbeitsmarkt, über 60 Prozent der TikTok-Nutzerinnen und Nutzer sind unter 30. Recruiting über Social Media Plattformen wie TikTok oder Instagram ist keine Raketenwissenschaft und bietet die Chance, auch kleinere Unternehmen schnell „auf den Radar“ zu bringen. Dafür reichen oft nur wenige Sekunden lange Clips, mit der Chance auch viral zu gehen und so phantastische Reichweiten zu erzielen.
Die Plattformen bieten die Möglichkeit, sich als moderner Arbeitgeber zu positionieren, frische Talente anzusprechen und eine Verbindung zu jungen Zielgruppen aufzubauen. Und Jobsuchende zu erreichen, die auf klassischen Jobbörsen größtenteils gar nicht suchen würden. So sind bereits eine Vielzahl an Videos auf diesen Plattformen entstanden, die Arbeitsplätze und Jobangebote zum Teil mit viel Humor präsentieren und auch karikieren. Denn Lockerheit ist das erste Gebot, wenn man auf Social Media gesehen werden will.
Authentisch sein kann doch jeder?
Doch letztlich ist die Wahl eines Arbeitsplatzes schon eine eher ernsthafte Angelegenheit, der zwar unterhaltsam dargestellt werden kann, jedoch nicht gleich durch den Kakao gezogen werden sollte, wie nicht wenige nach hinten losgegangene Beispiele zeigen. Mitarbeiter, die sich selbst auf die Schippe nehmen und auch den Chef nicht verschonen, sind keine Seltenheit. Schauspieler ist eben ein Beruf, zu dem nicht alle genug Talent mitbringen. Die Bereitschaft, sich bei solch einer „Komikerfirma“ zu bewerben, bleibt dabei bei vielen Aspiranten schon mal auf der Strecke.
Das Format verleitet nun einmal aufgrund der einfachen Zugänglichkeit zum Do-it-yourself. Doch echte Kreativität und Authentizität entsteht nicht so ohne weiteres. Deshalb sei vor allzu eiliger Bereitschaft von Selbstproduktionen gewarnt. Ein Video ist schnell gemacht – sogar mit dem Smartphone – und ebenso schnell online gestellt. Aber oft wird unterschätzt, was die Plattformbesucher nicht nur unterhält, sondern wirklich positiv beeindruckt. Natürlich können authentische Statements zum Unternehmen von echten Mitarbeitern oder Führungspersönlichkeiten mehr Nähe schaffen als nackte Informationen darüber, was einen am Arbeitsplatz erwartet. Doch ein professionelles Skript als Vorlage – und manchmal auch professionelle Darsteller – ist meistens gut angelegtes Geld. Guter Content entsteht selten ohne Konzept.
Employer Branding muss auf Realität bauen
Und ganz wichtig: Der Versuchung, das Unternehmen möglichst positiv zu präsentieren und dabei zu übertreiben oder auch einfach nur auf den schnellen Gag zu setzen, wird gerade in diesen „lockeren“ Formaten häufig zu sehr nachgegeben. Aufgabe eines erfolgreichen Employer Brandings ist es nämlich, die realen Voraussetzungen erst einmal zu schaffen, die man ausloben will und die das Werbe-Versprechen auch einlösbar machen.
Potemkinsche Dörfer aufzubauen und unhaltbare Versprechen in den Clips zu machen kann nur zu Enttäuschungen führen. Und wehe, wenn dann die angekündigten interessanten Aufgaben sich als öde Routinen erweisen und die lustigen Kollegen im Video sich als Spaßbremsen entpuppen. Auch auf Social Media Plattformen reicht es nicht aus, einfach nur Traumwelten zu generieren. Gerade im Recruiting ist auch hier eine gewisse Realitätsdarstellung gefragt, die dann idealerweise auch so attraktiv ist, dass sie für die Angesprochenen noch glaubhaft rüberkommt.