„Beratung können wir uns jetzt nicht leisten“

…ein Satz, den ich nicht vergessen werde.

Neulich sprach mich ein Geschäftsführer an. Die Lage seines Unternehmens sei desolat, sagte er. Ob ich helfen könne.

Solche Anfragen nehme ich gerne an – nicht aus Neugier, sondern aus Überzeugung. Mein Team und ich haben schon viele Unternehmen durch schwierige Phasen begleitet – und gestärkt daraus hervorgehen lassen. Genau das motiviert uns.

Er vertraute mir sofort, bescheinigte mir hohe Kompetenz und ein angenehmes Wesen, das gut zu seiner Unternehmenskultur passe. Eine Stunde lang schilderte er mir seine Situation – ehrlich, offen, sichtbar erschöpft. Kurzarbeit, Umsatzeinbruch, nun stünden Entlassungen bevor. Ich hörte zu. Nur zu.

Dann kam der Satz: „Beratung können wir uns jetzt nicht leisten.“

Ich lächelte. Wünschte ihm alles Gute. Kein Überzeugen. Kein Argumentieren. Kein Hinweis darauf, dass er mir eine Stunde meiner Zeit genommen hatte.
Denn manchmal sagt ein Satz wie dieser mehr über den inneren Zustand eines Unternehmens als jede Bilanz, Summen- und Saldenliste.

 

Gerade jetzt ist Beratung notwendig

Krisenphasen sind selten der richtige Zeitpunkt für „weiter so“.
Doch genau dann fehlt oft der Blick von außen – weil die Energie für das Alltagsgeschäft gebraucht wird, weil Sorgen den Blick verengen und Betriebsblindheit sich einschleicht.

In solchen Momenten sehen Führungskräfte häufig nur Hindernisse, keine Chancen.

Doch wer mitten im Sturm steht, kann die Richtung des Windes schwer erkennen. Eine gute Beratung hilft dabei, wieder Kurs zu finden – pragmatisch, ehrlich, lösungsorientiert.

 

Beratung bedeutet nicht, fertige Antworten zu liefern.

Sie bedeutet, Fragen zu stellen, die man sich selbst nicht mehr stellt. Muster zu erkennen. Perspektiven zu öffnen. Und manchmal auch unbequeme Wahrheiten auszusprechen – damit Veränderung überhaupt möglich wird.

 

Warum mein Verhalten richtig war

Vertrauen entsteht nicht durch Überzeugungsarbeit, sondern durch Haltung.
Hätte ich versucht, ihn umzustimmen, hätte ich vermutlich genau das zerstört, was zwischen uns in dieser Stunde entstanden war: Echtes Vertrauen.

Vielleicht wird dieser Geschäftsführer eines Tages an unser Gespräch zurückdenken. Vielleicht, wenn er merkt, dass es ohne externe Perspektive doch nicht geht. Vielleicht, wenn er erkennt, dass Beratung kein Luxus, sondern eine Investition in Zukunftsfähigkeit ist.

Und dann wird er wissen: Ich bin da.

Ohne Druck. Ohne Verkaufsgespräch. Mit offenem Ohr und klarem Blick

 

„Beratung können wir uns jetzt nicht leisten!“ – Dieser Satz klingt nach Vernunft, ist aber oft Ausdruck von Resignation.

Gerade in solchen Momenten lohnt es sich, umzudenken:
Wer sich in der Krise keine Beratung leistet, leistet sich Stillstand.
Und der ist langfristig teurer als jedes Honorar.

Karin Bacher, Geschäftsführerin