Karriere Ü50

Nicht unter dem Stichwort „Kündigung“, sondern „Karrierewechsel“ hat sich das Handelsblatt kürzlich des Themas angenommen, wie man auch noch mit über 50 Jahren den Arbeitsplatz zwar spät, doch zum eigenen Vorteil wechseln kann. Natürlich sind die dort dargestellten Fälle nicht repräsentativ, da sie nur eine Handvoll Erfolgsstories vorstellen. Und sie haben alle eines gemeinsam: Es handelt sich nicht um „lineare“ Weiterentwicklungen einer beruflichen Laufbahn, sondern um Brüche, die zu einer neuen Beschäftigungsform führten. 

Auslöser dafür sind meistens nicht einfach eigene Beschlüsse für eine berufliche Veränderung, die zu einem Wandel führen. Auch Ereignisse im privaten Bereich sind oft verantwortlich für eine Neuorientierung des Arbeitslebens. Laut Handelsblatt nimmt der „Wunsch nach Veränderung bei älteren Arbeitnehmern zu“ und „Quereinsteiger Ü50“ sind gefragt. Allerdings lässt sich dies an den Angeboten der einschlägigen Jobportale nicht unbedingt nachvollziehen. Da ist im Artikel denn auch viel von „Aussteigen“ und „Neuerfinden“ die Rede, was nicht gerade mit dem klassischen Aufstieg auf der Karriereleiter gleichzusetzen ist. 

 

Aufstieg oder Ausstieg? 

Und eine weitere Gemeinsamkeit haben die Beispiele. Alle vorgestellten Personen haben sich mehr oder weniger aus dem Angestelltenleben verabschiedet und sich selbstständig gemacht. Wie etwa der Automobilmanager Karl-Thomas Neumann, der ein halbes Leben bei VW, Continental und Opel verbrachte, bevor die Konzernmutter General Motors mit einem Unternehmensverkauf seine weiteren Pläne bei Opel zunichte machte. Mit 56 Jahren dort ausgestiegen, betätigt sich der nun 61-Jährige in verschiedenen Startups als Aufsichtsrat und beteiligt sich als Investor. 

Oder der Bäckermeister Michael Kaul, der einer Großbäckerei 32 Jahre als Vertriebsleiter diente und dann, schon im Vorruhestand, seine Liebe zum handwerklichen Backen neu entdeckte. Jetzt backt er, mit 71 Jahren, im eigens im Garten zusammengemauerten Backofen Brot und Kuchen, wofür er von seinen rund 200 Stammkunden viel Lob erhält. Dass er dabei vermutlich nicht an sein altes Salair heranreicht, mag durch die neugewonnene Zufriedenheit mit der Betätigung kompensiert werden. 

Die Geschichte von Kaja Hoppe, als Führungskraft für Marketing und Kommunikation bei einem Messeveranstalter durch die Coronakrise hart getroffen, liest sich nicht gerade wie eine logische Fortsetzung ihres Erfahrungsbereichs. Heute ist sie bei einem großen Verband Geschäftsfeldentwicklerin, wo sie überwiegend mobil arbeiten kann. Was sie sich nach gemachten positiven Homeoffice-Erfahrungen ohnehin wünschte. 

Gabriele Pochhammer hat ihre Selbstständigkeit in der Reisebranche aufgegeben zugunsten einer Partnervermittlung für Singles über 50 mit dem Namen „Hammer & Herz“. Inspiriert durch eigene schlechte Erfahrungen und ihrem Dasein als Witwe mit 55 Jahren, hat sie das Risiko einer Neugründung nicht gescheut, mit einer Investitionssumme „im unteren sechsstelligen Bereich.“ 

Glücklich sind wohl alle der vorgestellten Ü-50 „Karrieristen“ mit ihrer neuen Aufgabe geworden, was womöglich nicht für alle anderen gelten kann, die einen mehr oder weniger erzwungenen Neustart anpeilen. Schön ist es jedenfalls, wenn man mit Ü50 finanziell so ausgesorgt dasteht, dass man sich eine Tätigkeit nach Neigung leisten kann – oder auch einfach eine im Ehrenamt. 

Egal an welchem Punkt in der Karriere man steht: Wer sich eine Veränderung wünscht, dem kann Coaching helfen, den richtigen Weg zu finden. Interesse? Mehr hier.