Warum haben es manche Nachwuchsführungskräfte so schwer, ganz nach oben zu kommen? Der berufliche Aufstieg scheint ihnen weniger leichtzufallen als anderen, obwohl sie erwiesenermaßen über die fachlichen Qualitäten verfügen, die eine Beförderung nahelegen. Doch der Sprung vom Mittelmanagement in die obere Führungsriege bleibt ihnen oft verwehrt.
Das kann vielerlei Gründe haben, auch abhängig von der Art des Unternehmens. Denn vom inhabergeführten Mittelständler bis zum börsennotierten Blue-Chip-Unternehmen werden gegebenenfalls vollkommen unterschiedliche Kriterien angewendet bei der Beurteilung von Führungsaspiranten. Und nicht zuletzt hängen zähe Karriereaussichten davon ab, ob sich ein Unternehmen in einer ausgeprägten Wachstumsphase oder eher in Stagnation befindet.
Wenn man alle diese Einflussfaktoren außer Acht lässt, gibt es dann nicht doch persönliche Merkmale, an denen sich festmachen lässt, was jemanden aufhalten kann auf dem Weg nach oben? Diese Frage stellte sich auch ein Wissenschaftlerteam – Laura Guillén (ESMT Berlin) und Willem E. Saris (RECSM Barcelona) –, das untersuchte, inwieweit Persönlichkeit und angelerntes Führungsverhalten den Karriereverlauf von Nachwuchsführungskräften beeinflussen.
Welches Persönlichkeitsprofil sichert am besten die Aufstiegschancen?
Grundlage der Studie war eine Umfrage unter 223 Mittelmanagern, die einwilligten, Auskünfte von Vorgesetzten und Kollegen über sie einzuholen. Unter anderem ging es darum, was die Betreffenden in ihrem Arbeitsalltag auszeichnete, mit welcher Arbeitsmoral sie agierten, welchen Gestaltungswillen sie zeigten, wie stark sich ihre Durchsetzungskraft entwickelte und welche Rolle soziale Aspekte in ihrer Führung spielte.
Um psychologische Profile der „Mittelmanager“ erstellen zu können, wurde zudem eine Methode der Persönlichkeitspsychologie eingesetzt, das „Fünf-Faktoren-Modell“. Dieses definiert klar abgrenzbare Merkmale, die sehr verschieden ausgeprägt sein können:
- Neurotizismus (labil und stressanfällig)
- Extraversion (nach außen gewandt und kommunikativ)
- Offenheit (neugierig und fantasievoll)
- Verträglichkeit (kooperativ und hilfsbereit)
- Gewissenhaftigkeit (organisiert und verantwortungsvoll)
Die Autorin Gesine Braun (Redakteurin beim „Harvard Business manager“) fasste die Auswertung der Studie in einem Artikel so zusammen: „Je stärker ein Merkmal bei einer Führungskraft entwickelt war, desto größer war der Einfluss, den diese auf die Art und Weise hatte, wie sie ihre Führungsaufgaben wahrnahm: Extrovertierte und gewissenhafte Manager sind laut Studie von Guillén und Saris durchweg im Vorteil, da ihr Charakter ihnen bei der Herausforderung des Chefseins hilft.“
Wenig verwunderlich, dass eher stressanfällige und neurotisch veranlagte Führungskräfte durchweg im Nachteil sind, auch wenn sie andere positive Persönlichkeitsmerkmale mitbringen.
Die weitere Auswertung ergab verkürzt: Wer berufliches Fortkommen anstrebt, „… kann noch so sympathisch und innovativ sein; ihm hilft nachweislich vor allem eines: die Fähigkeit, Macht zu erwerben und auszuüben.“
Insbesondere Frauen haben häufiger ein Problem mit dem Begriff Macht. Dazu Beraterin Karin Bacher: „Mir war von der Ausbildung aus klar, dass ich ganz nach oben will. Ich wollte immer schon mitgestalten, kreativ an Lösungen arbeiten und die Fäden in der Hand halten.“ So positiv besetzt wirkt „Macht“ ganz anders – und Karin Bacher arbeitet seit knapp 20 Jahren mit weiblichen Führungskräften daran, Freude an dieser Macht zu entdecken.
Gesine Braun kam nach Betrachtung der Studie zu dem Schluss. „Wenn der Charakter einer Nachwuchskraft tatsächlich geringeren Einfluss auf den beruflichen Erfolg hat als ihr Talent, sich durchzusetzen, sollten Personalentwicklungsmaßnahmen sich vor allem darauf konzentrieren, Nachwuchskräften die Erkenntnisse und Strategien zu vermitteln, die ihnen in genau diesem Punkt helfen“ … und, salopp gesagt, die „Ellenbogen zu trainieren“.
Wir bei Karin Bacher Consultants erarbeiten gemeinsam mit Personalabteilungen und Geschäftsleitungen belastbare Konzepte zur Führungskräfteentwicklung: Das kann von diversen Analysemethoden über Einzel-Coachings bis zu hybriden Trainingseinheiten gehen.
Kontakt gerne über: team@karinbacher-consultants.de