Woran Restrukturierungen scheitern

In einem bereits älteren Beitrag Ende 2021 der Finance-Redaktion, dessen Thema jedoch nach wie vor aktuell ist, wird die Hauptursache für das Scheitern von Restrukturierungen dargelegt: Die Prozesse zur Neuaufstellung greifen zu kurz, sie werden zu früh beendet – und somit ist der Erfolg nicht von Dauer.

Im „Deloitte Restructuring Report 2021“ wurden von dem Beratungshaus Antworten von 143 Experten ausgewertet, von Bankern, Insolvenzberatern, Private-Equity-Häusern und Corporate-Finance-Beratern. Die allgemeine Erkenntnis in Kürze: Die Maßnahmen werden oft nicht konsequent zu Ende geführt, deshalb beseitigen die Restrukturierungen nur die akuten Auswirkungen der Krise, nicht aber deren Ursachen. Dies kann sich schnell zu einer Absatzkrise und weiter zur Liquiditätskrise entwickeln – bis hin zur Überschuldung und Insolvenz, wobei dann als letzter Schritt zur Unternehmensrettung nur die Sanierung bleibt.

 

Langfristige Strategie ist gefragt

Getrieben von Lieferengpässen, Kostenexplosionen und Technologieumwälzungen erfordert eine umfassende Neuausrichtung eines Unternehmens nicht nur einen konsequenten Strategiewechsel, sondern auch veränderte Organisationsstrukturen und eine Neuordnung der Finanzen. Auslöser für notwendige Restrukturierungen sind oft strategische Unstimmigkeiten bei den Stakeholdern. Denn Restrukturierungsmaßnahmen beseitigen selten die zugrunde liegende Strategiekrise, die als Erstes aufzulösen wäre.

Die strategischen Herausforderungen können darin bestehen, dass ein Unternehmen aktiv neue Geschäftsmodelle umsetzt und neue Märkte erschließt – und andererseits den Verkauf oder die Schließung von unrentablen Geschäftsbereichen oder Standorten betreibt. Doch ohne eine langfristig entwickelte Zukunftsvision werden die Maßnahmen keinen nachhaltigen Erfolg zeigen und auf halber Strecke scheitern. Nicht zuletzt, weil Restrukturierungsprozesse einen zu engen Zeitplan haben – und oft auch auf unzureichende Finanzpläne bauen.

 

Auch Finanzexpertise ist gefragt

Aus konjunkturellen Krisen werden für viele Unternehmen jetzt strukturelle Krisen, unter anderem durch die stark gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise. Kurz- und mittelfristig wird die Erstellung finanzieller Konzepte bei Restrukturierungsmaßnahmen an Bedeutung gewinnen. „In der Praxis sind unrealistische finanzielle Erwartungen ein häufiges Problem“, zeigt die Deloitte-Befragung. „Mehr als 70 Prozent der Teilnehmer sehen eine zu ambitionierte Umsatzplanung als wesentliche Ursache für das Scheitern von Restrukturierungen an.“

Die Kapitalstruktur zu optimieren und neue Investoren oder Kreditgeber zu gewinnen kann zum entscheidenden Faktor werden. Wir bei Karin Bacher Consultants erleben in unserer Praxis ebenfalls, dass notwendige Restrukturierungsmaßnahmen oft nur halbherzig angegangen werden. Dabei ist neben allen strategischen und finanztechnischen Aspekten besonders eines zu sehen: Restrukturierung bedeutet immer auch einen kulturellen Wandel im Unternehmen.

Für geänderte Strukturen und Prozesse sind Verständnis und Akzeptanz von Mitarbeitenden zu entwickeln und zu fördern, damit sie diese engagiert mittragen können. Und es müssen im Rahmen einer stringenten Unternehmenskultur die Weichen dafür gestellt werden. Ein durchdachtes und konsequent durchgeführtes Change-Management mit realistischen Meilensteinen ist die Voraussetzung für nachhaltige Restrukturierungen.

 

Wir von Karin Bacher Consulting und Coaching unterstützen Sie bei Ihren Veränderungsprozessen. Unverbindliche Anfragen unter team@karinbacher-consultants.de

Restrukturierung - wie kann das funktionieren?