Mit Anfang 20 Einstieg in ein Unternehmen, dann eine lineare Karriere, an deren Ende Geld und Macht stehen, und schließlich die Rente: der ideale Verlauf eines Arbeitslebens. Früher zumindest. Heutige Generationen kann man dafür aber kaum noch begeistern. Die Millennials – oder Generation Y, aber auch schon die Generation Z – haben andere Vorstellungen von Arbeit und Karriere. Im Zeitalter des Fachkräftemangels müssen sich die Unternehmen dem anpassen. Aber wie sieht moderne Personalentwicklung aus?
Ein neues Mindset
Um der jüngeren Generation die richtigen Entwicklungsmöglichkeiten anzubieten, sollte man sich zunächst in ihr Mindset hineinversetzen. Das heißt in erster Linie: weg vom klassischen Karrieregedanken. Die Laufbahn vieler Millennials geht bewusst nicht steil nach oben. Nicht die nächste Beförderung ist das Ziel, sondern eine ausgeglichene Work-Life-Balance. Junge Fach- und Führungskräfte haben kein Problem damit, hin und wieder eine Pause auf der Karriereleiter einzulegen, um in einem Sabbatjahr die Welt zu erkunden oder in der Elternzeit die Kinder aufwachsen zu sehen. Im Gegenteil, für sie ist das völlig normal.
Wenn man diese sogenannten „Stop and Go“-Karrieren unterstützen will, muss Personalentwicklung auf die unterschiedlichen Lebensphasen, in denen sich die Millennials gerade befinden, abgestimmt sein. Auch vom veralteten Gatekeeping bei Weiterentwicklungsmaßnahmen muss abgerückt werden. Es reicht nicht mehr, Entwicklung nur denen zu ermöglichen, die mindestens 40 Stunden die Woche arbeiten und höchstens an den gesetzlichen Feiertagen fehlen. Zunehmend müssen auch die gefördert werden, die lediglich 75 oder 50 Prozent arbeiten oder aufgrund von Elternzeit, Pflege von Angehörigen etc. länger ausfallen.
Individualität wird großgeschrieben. Entwicklungsmaßnahmen, die bisher jeder machen musste, „weil wir das schon immer so gemacht haben“, kommen da natürlich nicht gut an. Stattdessen erwarten die Mitarbeitenden und Auszubildenden, dass ihre individuellen Bedürfnisse und Interessen gefördert werden. Wenn ihnen im Job ein Problem begegnet, möchten sie dafür eine Lösung. Wenn sie ein Seminar entdecken, das sie interessiert, möchten sie daran teilnehmen. Auch langfristige Maßnahmen wie ein berufsbegleitendes Studium sind davon nicht ausgenommen.
Die moderne Personalentwicklungsabteilung muss deshalb weg von dem vorgeschriebenen Menü der Entwicklung hin zu einem Cafeteria-Modell, in dem sich jeder nehmen kann, was er möchte.
Weiterbildungsmaßnahmen „up to date“
Nicht nur das Mindset in Bezug auf Personalentwicklung muss sich verändern, auch die Maßnahmen selbst müssen angepasst werden.
Wie schon erwähnt, erwarten Millennials die Anpassung von Weiterbildungsmaßnahmen an ihre Bedürfnisse und Interessen. Das heißt auch, dass der Inhalt einer Maßnahme nicht zu allgemein oder zu theoretisch gehalten sein darf. Stattdessen sollte er sich am Arbeitsalltag orientieren. Im besten Fall können die jungen Fachkräfte hier das Problem schildern, weswegen sie sich für die Entwicklungsmaßnahme interessieren. Das fungiert dann als Beispiel, um die Theorie zu erklären.
Millennials wollen auf keinen Fall ihre Zeit verschwenden – was auch für Inhalt und Dauer von Personalentwicklungen gilt. Man sollte sich also schon bei der Planung überlegen, ob es wirklich ein dreitägiges Seminar in einem Hotel braucht oder nicht auch ein Tag reichen würde. Wenn man das Ganze gleich digital gestaltet, spart man sich sogar noch die Anfahrt.
Zu guter Letzt das Thema Netzwerken. Ein wichtiges Thema für Millennials, weshalb es auch bei Personalentwicklungen unbedingt miteinbezogen werden sollte: die Möglichkeit, sich mit anderen auszutauschen, Probleme und Herangehensweisen an diese zu diskutieren, Wissen auszutauschen und Kontakte zu knüpfen, sowohl vor Ort bei einem gemeinsamen Abendessen als auch digital über Programme wie beispielsweise Yammer.
Fazit
Wie also sieht die perfekte Personalentwicklungsmaßnahme für Millennials aus? Idealerweise wird sie gar nicht vom Unternehmen, sondern vom Mitarbeitenden selbst angeregt. Er würde „da gerne hingehen“, die Personalabteilung muss es nur noch ermöglichen. Die Maßnahme ist am besten kurz, stark praxisorientiert und bietet Möglichkeiten zum Netzwerken.