Nützliche Rebellen?

Im Fach­ma­ga­zin „wirt­schaft + wei­ter­bil­dung“ wurde vor Kur­zem der „Hern­stein Ma­nage­ment Re­port“ zi­tiert mit der Über­schrift „Re­bel­len brin­gen fri­schen Wind in die Un­ter­neh­men“. Doch kann man das so pau­schal ste­hen las­sen? Im­mer­hin ist gemäß der Er­he­bung die Mehr­heit der Füh­rungs­kräf­te (in Deutsch­land und Ös­ter­reich) mit 64 Pro­zent der Mei­nung, dass die Prä­senz von „Re­bel­len“ eine po­si­ti­ve Wir­kung auf Ar­beits­er­geb­nis­se und Un­ter­neh­mens­zie­le hat und sie deren Rolle im Team ge­ra­de­zu ver­mis­sen wür­den.

Als „Re­bel­len“ wer­den dem­nach Mit­ar­bei­ten­de be­zeich­net „mit einer aus­ge­präg­ten und vom Üb­li­chen ab­wei­chen­den Mei­nung“. Sie kom­men üb­ri­gens in Un­ter­neh­men des IT- und Te­le­kom-Sek­tors mit 70 Pro­zent am häu­figs­ten vor. Für die „Ab­weich­ler“ selbst al­ler­dings ist die Pro­gno­se mit Blick auf die Auf­stiegs­chan­cen im Un­ter­neh­men we­ni­ger aus­sichts­reich. Trotz deren von Füh­rungs­kräf­ten über­wie­gend po­si­tiv ein­ge­schätz­ten Rolle denkt fast die Hälf­te, dass die „Re­bel­len“ es auf der Kar­rie­re­lei­ter nicht so weit brin­gen wer­den wie an­de­re eher zu­rück­hal­ten­der Agie­ren­de.

In­ter­es­sant auch, dass 61 Pro­zent der männ­li­chen Füh­rungs­kräf­te die Rolle der Re­bel­len im Team für vor­teil­haft hal­ten, wäh­rend weib­li­che Füh­rungs­kräf­te dem nur zu 53 Pro­zent zu­stim­men. Ein Hin­weis dar­auf, dass Ge­schlechts­un­ter­schie­de doch eine Rolle dabei spie­len, Wi­der­stän­de auch als ge­winn­brin­gend wahr­zu­neh­men?

Hilf­reich fürs Ar­beits­er­geb­nis, we­ni­ger fürs Team?

Sie wer­den als „wert­vol­le Res­sour­ce im Team und Un­ter­neh­men“ be­trach­tet, denen man Frei­räu­me zu­ge­steht, um sich kon­struk­tiv-kri­tisch ent­fal­ten zu kön­nen. Und da zeigt sich auch schon die Trenn­li­nie, an der sich die so­ge­nann­ten Re­bel­len von den Nur-Nörg­lern un­ter­schei­den. Sind sie tat­säch­lich die Takt­ge­ber und An­trei­ber von In­no­va­ti­ons­pro­zes­sen oder ein­fach nur Stö­rer im Team­ge­fü­ge? Wo be­ginnt der feine Un­ter­schied vom kri­ti­schen Geist zum Bes­ser­wis­ser, zum Un­ru­he­stif­ter oder im schlimms­ten Fall gar zum Sa­bo­teur?

Die Zu­sam­men­ar­beit mit ihnen – männ­li­cher wie weib­li­cher Natur – kann ohne Zwei­fel als zeit­auf­wen­dig und emo­tio­nal her­aus­for­dernd gel­ten. Neue Blick­win­kel zu ver­tre­ten, ehr­li­che und sach­li­che Kri­tik an­zu­brin­gen und fri­sches Den­ken ein­zu­brin­gen ist frag­los po­si­tiv zu be­wer­ten. Ob er oder sie nur eine immer wie­der von Kol­le­gen oder Vor­ge­setz­ten ab­wei­chen­de „Mei­nung“ äu­ßert – oder aber gut und ra­tio­nal be­grün­de­tes Fach­wis­sen ver­tritt? Im letz­te­ren Fall wäre der Bei­trag in jedem Fall wert­zu­schät­zen, wobei es auch auf em­pa­thi­sche Füh­rungs­ar­beit an­kommt, um ein Team­ge­fü­ge in­takt zu hal­ten.Denn Re­bel­len, die sich mit ihrer Sicht­wei­se be­haup­ten, ste­hen im Zwei­fel immer wie­der auch „Ver­lie­rern“ im Team ge­gen­über, die über we­ni­ger Durch­set­zungs­kraft ver­fü­gen.

Dass „Re­bel­len“ tat­säch­lich immer för­der­lich für die Er­geb­nis­se im Team sind, ist in ers­ter Linie ab­hän­gig vom Um­gang mit ihnen durch Füh­rungs­kräf­te. Wie diese kri­ti­schen Geis­ter im Team am bes­ten ein­zu­bin­den sind, dafür braucht es gute An­ten­nen sei­tens der Füh­rungs­kräf­te – und eben­so gute Me­tho­den der In­ter­ak­ti­on.

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