In Zeiten hoher Arbeitsbelastung in Unternehmen ist die Gefahr besonders groß, dass einzelne Mitarbeitende dem Stress nicht mehr gewachsen sind. Deren Ausfall kann wie ein Einfallstor wirken für nachlassende Motivation und schwache Leistungen des gesamten Teams. Deshalb braucht es eine Strategie, wie die Resilienz – die psychische Widerstandskraft – der Teammitglieder gefördert und aufrechterhalten werden kann. Denn ein Team muss als kooperierende Einheit gesehen werden, in der jede Position die Performance des Ganzen beeinflusst. Die Förderung der Resilienz ist unverzichtbar zur Sicherung der Teamleistungen ebenso wie zum Schutz der Teammitglieder vor Stresserkrankungen und Burn-out. Wir erleben in unserer Beratung gerade wieder einen signifikanten Anstieg von erschöpften Arbeitnehmern.
Voraussetzung für eine erfolgreiche Resilienzarbeit ist vor allem eine bewusste Führung, die den Teamgeist zu fördern versteht. Eines steht dabei an erster Stelle: Als Führungskraft sollte man auch im Hinblick auf Resilienz ein Vorbild sein und den richtigen Umgang mit Stress vorleben – als Grundlage einer möglichst unbeschwerten und konstruktiven Arbeitsatmosphäre. Zum erfolgreichen Stressmanagement als Vorgesetzter gehört, sich schwieriger Situationen bewusst anzunehmen und diese durch positives Handeln zu beeinflussen, indem man den Fokus auf die Lösungssuche richtet.
Wie geht resilienzstärkende Führung?
Um in einem Team Resilienz aufzubauen, muss zunächst das Zusammengehörigkeitsgefühl gestärkt werden: Alle Teammitglieder sollten ein klares Verständnis der gemeinsamen Ziele und persönlichen Verantwortlichkeiten haben und umgekehrt sollten individuelle Beiträge und Leistungen der Teammitglieder Anerkennung und Wertschätzung erfahren. Das stärkt Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeitsgefühl und versetzt jeden Einzelnen in die Lage, sich Veränderungen effizient zu stellen und flexibel auf neue Situationen zu reagieren.
Eine größtmögliche Mitarbeiter-Einbindung und transparente Entscheidungsprozesse geben klare Orientierung und versetzen die Teammitglieder in die Lage, sich auf neue Herausforderungen einzustellen und rechtzeitig vorzubereiten. Eigenverantwortlichkeit und Realitätsakzeptanz werden dadurch gestärkt – ebenso wie durch einen positiven Umgang mit dem Thema Fehlerkultur. All dies kann entscheidend die Alltagsbelastung verringern und gleichzeitig zur Steigerung von Produktivität und Kreativität beitragen.
Empathie reduziert Stress
Persönliche Mitarbeitergespräche und ein regelmäßiges konstruktives Feedback können Mitarbeitenden dabei helfen, auch persönliche Krisen zu bewältigen. Zu einer positiven Arbeitsatmosphäre gehören die Förderung von Selbstfürsorge und Achtsamkeit aller Teammitglieder sowie ernste Anregungen und Hilfen, auf deren eigene körperliche und psychische Gesundheit und Belastbarkeit zu achten. Nur wer innerlich sicher und gefestigt ist, wird angstfrei und proaktiv auf Herausforderungen reagieren können.
Es ist Aufgabe seitens der Führung, Raum zu geben für den Austausch von Kritik, Bedenken und Ideen und eine agile Arbeitsweise zu kultivieren, um letztlich die Improvisations- und Gestaltungsfähigkeit im Team zu fördern. Die Wahrnehmung der Selbstwirksamkeit aller Teammitglieder wird dadurch gestärkt – eine wesentliche Voraussetzung dafür, auch schwierige Situationen meistern zu können.
Bei uns im Team haben wir analog zu den zurzeit populären Fuck-up-Nights den wöchentlichen „Fuck-up“ etabliert. Jedes Teammitglied spricht offen über einen persönlichen Misserfolg und erfährt so, dass Fehler oder Missgeschicke nur dann schlimm sind, wenn sie nicht angesprochen werden, um daraus zu lernen. Die Idee kam aus dem Team heraus und auch die Geschäftsleitung darf ihre „Fuck-ups“ zum Besten geben.
Denn: Zur Resilienzstärkung ist es für die Führungskraft wichtig, die individuellen Stärken von Teammitgliedern zu fördern, damit diese ihre Ressourcen besser ausschöpfen können – und damit ihr Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen intensiviert werden. Dies kann – verbunden mit dem Bewusstsein, ein wertvoller Teil einer sich gegenseitig unterstützenden Gemeinschaft zu sein – zur kollektiven Resilienz aller Teammitglieder entscheidend beitragen.