Wie geht man in einer Diskussion am besten mit unsachlichen und bisweilen beleidigenden Äußerungen um? Oder wenn ein Gespräch einseitig mit emotionalen Aussagen geführt wird und in pauschale Verurteilungen abgleitet? „Schlagfertigkeit“ allein im Sinne einer schnellen Reaktion – womöglich auf demselben unsachlichen Niveau wie dem des Gegenübers – ist jedoch der falsche Weg zur Deeskalation.
Und es hilft ebenfalls nicht weiter, verstehen zu wollen, weshalb der „Angreifer“ so handelt. Ganz gleich, ob es bloß um die Behauptung einer Machtposition geht oder um die Verschleierung des Fehlens valider eigener Argumente und um die Überspielung von Unsicherheit: Erste Regel ist es, den Angriff nicht eskalieren zu lassen und als angegriffene Person nicht Gleiches mit Gleichem zu vergelten.
Nicht ablenken lassen
Dem Angreifer geht es darum, vom Sachthema abzulenken, Sie mit Sticheleien und Provokationen zu diskreditieren. Also am besten, sich nicht durch den persönlichen Angriff ablenken lassen, die eigene Botschaft wiederholen und dem Angreifer zu verstehen geben, dass man seine Taktik durchschaut. Dann kann der Blick wieder aufs Sachthema gelenkt werden.
Bei Pauschalangriffen ist oft eine Gegenfrage angezeigt, wie etwa: „Was meinen Sie damit?“ „Inwiefern?“ „Wie meinen Sie das?“ „Wie kommen Sie zu dem Eindruck …?“ „Was genau wollen Sie damit sagen …?“
Um dem Angreifer die Gelegenheit zu geben, seine Aussage zu relativieren, eventuell abzuschwächen und sachlicher zu argumentieren, hilft manchmal auch eine Rückfrage:
„Wiederholen Sie das bitte, da ich nicht sicher bin, ob ich Sie richtig verstanden habe?“
Sanfte gegen boshafte Rhetorik
Empfehlenswert sind auch „Brückensätze“ als Gesprächslenkungstechnik, wie Sie beispielsweise der Rhetorik- und Medienkompetenz-Trainer Dr. Albert Thiele vorschlägt:
„Ihre Reaktion zeigt mir, dass Sie meine Argumente mit Vorbehalten sehen.“
„Ihre Aussage lässt noch nicht erkennen, wo Ihre Bedenken liegen.“
„Es fällt mir leichter zu antworten, wenn Sie Ihren Einwand konkretisieren.“
Kontraproduktiv ist auf jeden Fall, auf unsachliche Bemerkungen mit Rechtfertigungen zu reagieren, was den Angegriffenen nur weiter in eine Opferrolle drängt. Auch noch so rationale Gegenargumente können eine rein emotionale Position kaum erschüttern. Inhaltlich wie psychologisch geschickter ist daher, auf Bedenken des Angreifers einzugehen, das gemeinsame Finden einer konstruktiven Lösung anzustreben, Übereinstimmungen hervorzuheben – und aus dem Gegeneinander ein Wir zu machen.
Vertagen ist besser als verkrampftes Kämpfen
Sollte ein Gesprächspartner trotz Deeskalationsangeboten ausfallend und im Angriffsmodus bleiben, hilft nur die Ankündigung, das Gespräch zu verlassen – mit dem Angebot, es zu einem späteren Zeitpunkt fortzusetzen, sobald dies wieder in einer sachlichen Atmosphäre möglich sei. Und in jedem Fall mit weiterhin wertschätzendem Ton und der deutlichen Bereitschaft zur Fortsetzung des Gesprächs.
Grundsätzlich gilt Vorsicht vor ironisierenden Bemerkungen, wie etwa „Es macht mir Freude, mit Ihnen zu diskutieren“, was angesichts der angespannten Gesprächssituation nur als Seitenhieb gemeint sein kann. Denn, was auf den ersten Blick nach einem rhetorischen „Sieg“ aussieht, löst in psychologischer Hinsicht das Gegenteil aus und verstärkt nur die Gegnerschaft. Prof. Rupert Lay (Philosoph, Jesuit und Unternehmensberater) meinte dazu,
„dass man lernen sollte, auf den Sieg zu verzichten, um gewinnen zu können! Denn: Wer immer siegt, verliert – und zwar seine Mitmenschen und Kollegen.“
Wer sich rhetorische Unterstützung wünscht, kann unter nachfolgendem Link Kontakt mit uns aufnehmen. Wir bieten individuelle Trainings ebenso wie Teamcoachings mit vielen Übungen an – so lange, „bis es sitzt“.