Die Diskussion ums richtige Renteneintrittsalter nimmt gerade wieder mächtig Fahrt auf und wir wollen hier keine Meinung dazu abgeben, zumal das Thema zu vielschichtig ist für eine pauschale Empfehlung. Und ob manche (nicht gerade die vielzitierten Dachdecker) auch noch länger arbeiten wollen und können, trotz Erreichung des Rentenalters, sei denjenigen möglichst selbst überlassen. Nicht nur, weil’s auch für die Rentenkasse hilfreich wäre.
Doch wir wollen uns hier gerne einer Empfehlung von eRecruiter.net anschließen: „Der Fokus auf die Generation 50 plus darf nicht verloren gehen! Am Arbeitsmarkt richtet sich momentan alle Aufmerksamkeit auf die Generation Z. Das ist bloß eine der aktuell vier(!) Generationen, die sich am Arbeitsmarkt befinden. Vergessen Sie deshalb nicht auf die älteren Arbeitnehmer am Arbeitsmarkt. In der aktuellen Situation könnte genau das ein enormer Vorteil für Ihr Unternehmen sein.“
Erfahrung über alles?
Eine nachvollziehbare Begründung dafür liefert ein älterer Beitrag auf HRToday: „Ältere Mitarbeitende verfügen über sehr viel Erfahrung, welche das Rückgrat der betrieblichen Handlungskompetenz gerade in Zeiten des permanenten Wandels bildet. Arbeitgeber sind gut beraten, diese Erfahrung in ihre Personalentwicklungskonzepte einzubauen.“ Diese Sicht wird jedoch wieder relativiert durch folgende Auffassung, die auf kom.de erschien: „Viele glauben, dass durch mehr Erfahrung mehr Wissen und mehr Kompetenz erworben wird. Das muss nicht unbedingt der Fall sein. Wenn eine Person immer das gleiche Wissen und Vorgehen einsetzt, dann wird die Person nur routinierter aber nicht zum Experten.“
Und um Experte zu werden und zu bleiben, braucht es natürlich vor allem eines: Aus den gemachten Erfahrungen bewusst und ständig zu lernen. Dass also ein gelerntes und übliches Vorgehen gut funktioniert, bedeutet nicht, dass das Vorgehen auch optimal ist. Dazu haben wir im Netz eine interessante Definition gefunden, die wohl KI-generiert ist, über die es jedoch gleichwohl lohnt, einmal nachzudenken.
Erfahrung ist nicht gleich Expertise
„Der Unterschied zwischen Expertise und Erfahrung liegt darin, dass Erfahrung die persönliche Praxis und Routine in einem Bereich beschreibt, während Expertise die Kombination aus tiefem theoretischem Wissen und praktischer Anwendung ist, die zu einer gezielten Problemlösung und dem Verstehen komplexer Zusammenhänge führt. Erfahrung kann zur Routine führen, während Expertise das kritische Hinterfragen von Routine, kontinuierliches Lernen und das Ziehen von Schlüssen aus Erfolgen und Misserfolgen beinhaltet.“
Dass ältere Mitarbeitende durchaus lernfähig und auch lernwillig sind, steht außer Frage – wenn man sie denn seitens Arbeitgeber auch dabei unterstützt. Dazu räumt eRecruiter mit einem weitverbreiteten Vorurteil auf: „Auch wenn das Gehalt älterer Arbeitnehmerinnen tendenziell höher ist: Die Kosten für Recruiting, Einarbeitung und Ausbildung von Over-50s können deutlich geringer ausfallen als bei Berufsneulingen. Außerdem wechseln junge Mitarbeiter häufiger den Job. Das bedeutet zusätzliche Kosten für das Unternehmen. Und: Die Praxis zeigt, dass die Generation 50 Plus durchaus zu Kompromissen in puncto Gehalt bereit sind. Andere Jobfaktoren sind dieser Zielgruppe wichtiger als Geld.“
„Senior“ kann auch für „reife Leistung“ stehen
Und schließlich: „Außerdem ist im Alter von über 50 Jahren die Familienplanung in der Regel abgeschlossen. Diese Generation ist oft sogar flexibler als junge Mitarbeiter. Nicht zu vergessen: Die Generation der 50-Jährigen haben immer noch rund 15 Arbeitsjahre vor sich!“ Was allerdings angesichts aktueller Überlegungen zum sich weiter nach oben bewegenden Renteneintrittsalter (und nicht zuletzt neuerer Erkenntnisse in Sachen physischer, wie mentaler Fitness älterer Nicht-Dachdecker) durchaus Anlass gibt, die Sache mit den älteren Mitarbeitenden nochmal neu zu betrachten.