Begegnungen gegen die Einsamkeit – Was Unternehmer von einem Cafébesitzer in Port d’Andratx lernen können

Kürzlich saß ich in einem kleinen Café in Port d’Andratx auf Mallorca. Es war einer dieser heißen Sommertage, an denen der Ort von Urlaubern, Yachten und mediterraner Lebenslust pulsiert. Während ich nach einem Businesstermin meinen Espresso genoss, fiel mir ein älterer Herr auf. Bewegungsbehindert, langsam, aber entschlossen setzte er sich an den Nebentisch. Sofort war ein Kellner zur Stelle, half ihm auf den Stuhl. Der Mann packte sein Backgammon-Spiel aus und bestellte sich einen Saft.

Kurz darauf kam der Inhaber des Cafés. Kein kurzer Gruß, kein Nicken aus der Distanz – sondern ein herzliches „Hola“, eine Umarmung, ein kurzes Spiel. Ein paar Züge, ein Lachen, ein Wettkampf mit Humor. Dann ging der Inhaber wieder, um seine Gäste zu betreuen. Wenig später kam er wieder, spielte ein paar weitere Züge. Ich erfuhr später von deutschen Urlaubern am Nachbartisch, dass er das fast jeden Tag mache. Immer mit diesem Herrn, der regelmäßig kommt. Mal gewinnt der eine, mal der andere. Und jeden Tag entsteht für einen Moment etwas, das in unserer Zeit selten geworden ist: echte menschliche Verbindung.

Ich war tief berührt. Und ich frage mich: Was heißt das für uns als Unternehmerinnen und Unternehmer? Was können wir aus dieser Begegnung lernen?

Einsamkeit ist eine stille Epidemie

Laut einer Studie der Bundesregierung aus dem Jahr 2023 fühlen sich rund 8,3 Millionen Menschen in Deutschland einsam. Besonders betroffen: ältere Menschen, Alleinlebende, junge Erwachsene und zunehmend auch Berufstätige. Einsamkeit macht krank, belastet die Psyche und kann ebenso schädlich sein wie 15 Zigaretten pro Tag, so die Weltgesundheitsorganisation.

Dabei ist Einsamkeit nicht nur ein privates Problem. Sie ist auch eine gesellschaftliche Aufgabe. Und damit auch eine unternehmerische.

Wirtschaft braucht Verbindung

Unternehmen leben von Beziehungen – zu Kunden, Mitarbeitenden, Partnern. In Zeiten von Digitalisierung, Homeoffice und Fachkräftemangel drohen diese Verbindungen zu erodieren. Doch gerade sie machen den Unterschied:

  • Wer sich zugehörig fühlt, bleibt länger im Unternehmen.
  • Wer gesehen wird, bringt sich engagierter ein.
  • Wer sich verbunden fühlt, leistet mehr.

Was wir als Unternehmer tun können

Der Cafébesitzer in Puerto Andratx hat mir mehr über Leadership gezeigt als manches Fachbuch. Er lebt Empathie, nimmt sich Zeit, ist präsent. Nicht, weil es seine Pflicht ist. Sondern weil es seine Haltung ist.

Was können wir tun?

  • Zuhören lernen: Nicht nur zuhören, um zu antworten, sondern um zu verstehen.
  • Präsenz zeigen: Im Alltag sichtbar und ansprechbar sein – besonders als Führungskraft.
  • Begegnungsräume schaffen: Ob gemeinsames Mittagessen, kurze Check-ins im Team oder bewusste Rituale.
  • Verbindung zur Gesellschaft stärken: Über Corporate Volunteering, soziale Patenschaften oder Partnerschaften mit gemeinnützigen Organisationen.

Kleine Gesten. Große Wirkung.

Wir können Einsamkeit nicht über Nacht beenden. Aber wir können Orte schaffen, in denen Menschen gesehen werden. Ob im Café in Puerto Andratx oder im Konferenzraum eines mittelständischen Unternehmens.

Vielleicht fangen wir einfach damit an, wie der Cafébesitzer: mit einem ehrlichen Blick, einem offenen Ohr, einem kleinen Spiel zwischendurch. Mit Veränderung also.

Blogbeitrag „Begegnungen gegen die Einsamkeit“