Frauen in Führungspositionen: Spielintelligenz und Authentizität als Schlüssel

Frauen. Führung. Macht: Warum ich mich nie verbogen habe

Seit über 25 Jahren berate ich Frauen, die Verantwortung übernehmen wollen – und ganz ehrlich: Ich finde es bis heute spannend, diesen Weg mitzugehen. Vielleicht auch deshalb, weil ich ihn selbst gegangen bin.

Meine Karriere habe ich in einer klassischen Männerdomäne aufgebaut und habe bewusst meine letzte Station bewusst gewählt: Unternehmensberatung. Denn heute vor 13 Jahren habe ich beschlossen, meine eigene zu gründen. Und ja, manchmal war es richtig anstrengend. Aber ich habe auch gelernt, wie bereichernd es ist, sich durchzusetzen – ohne die eigene Persönlichkeit an der Garderobe abzugeben. 

Viele Frauen sagen mir: „Ich will mich nicht verbiegen, nur um erfolgreich zu sein.“ Das sehe ich genauso. Ich wollte nie jemand anderes sein. Aber: Ich habe früh verstanden, dass ich überhaupt nur dann mitspielen kann, wenn ich die Spielregeln kenne.

Welche Spielregeln sollten Frauen in Führungspositionen kennen? 

Wer die Spielregeln kennt, kann souverän agieren, Einfluss gewinnen und gleichzeitig authentisch bleiben. Diese Erfahrungen habe ich in meiner eigenen Karriere gemacht – und heute gebe ich sie an Frauen mit Führungsverantwortung weiter.

  • Macht neu denken: Ich erinnere mich noch an ein Meeting, in dem ein Kollege zu mir sagte: „Frau Bacher, Sie sind ja gar nicht so machtbewusst.“ Das war nett gemeint, aber eigentlich völlig daneben. Für mich bedeutet Macht nicht „gegen andere“, sondern „für etwas“. Wenn ich keinen Einfluss habe, kann ich auch nichts gestalten.
  • Netzwerke sind Gold wert: Am Anfang habe ich mich oft unwohl gefühlt, wenn ich mich in Runden bewegt habe, in denen Fußball, Autos oder Aktien das Hauptthema waren. Ich hatte weder Lust noch Ahnung. Aber irgendwann habe ich den Dreh rausgefunden: Ich höre zu, stelle Fragen und bringe dann einen eigenen Punkt ein. Heute weiß ich: Vernetzung ist kein „Kaffeekränzchen“, sondern eine echte Basis für Karriere- und Erfolg.
  • Humor öffnet Türen: Ich habe gelernt, dass Schlagfertigkeit und ein Augenzwinkern oft mehr bewirken als Härte. In einer reinen Männerrunde voller Spitzen und Sticheleien habe ich einmal mit einem lockeren Satz die Stimmung gedreht – und plötzlich war ich nicht mehr die „Frau im Raum“, sondern die Kollegin, die souverän mitspielt.
  • Grenzen setzen ist unverzichtbar: Es gab natürlich auch die Momente, in denen es ungemütlich wurde. Ein Manager sagte mir einmal mitten im Meeting: „Jetzt lassen Sie mal die Experten reden.“ Meine Antwort: „Sehr gern. Ich bin dran.“ – Klar, freundlich, aber unmissverständlich. Genau solche Momente zeigen, dass man Respekt nicht einfordert, sondern vorlebt.

 

Warum Authentizität und Spielintelligenz zusammengehören

Ich wollte nie eine Kopie meiner männlichen Kollegen sein. Und das musste ich auch nicht. Was ich aber brauchte – und woran ich bis heute glaube – ist Spielintelligenz: zu verstehen, wie Systeme funktionieren, und dann meine eigenen Spielzüge zu wählen. Das bedeutet manchmal, bewusst lauter zu werden. Manchmal leise, aber hartnäckig dranzubleiben. Und manchmal, den Humor einzusetzen, wo andere die Stirn runzeln.

Authentisch zu bleiben bedeutet nicht, „alles so zu machen wie immer“. Es heißt, meine Werte zu bewahren – und gleichzeitig die Mechanismen zu kennen, die mir Einfluss ermöglichen.

Mein Fazit nach 25 Jahren

Ich habe Freude an meinem Weg, auch wenn er nicht immer einfach war. Ich musste lernen, wie das Spiel gespielt wird. Aber ich habe nie aufgehört, ich selbst zu bleiben.

Meine drei Empfehlungen für Frauen in Führung:

  • Sei authentisch.
  • Kenne die Spielregeln.
  • Wähle deine Spielzüge bewusst – und hab dabei ruhig ein bisschen Spaß.

 

Denn nur so gelingt es, nicht nur ins Spiel zu kommen, sondern auch souverän mitzuspielen. Nach mehrjähriger Pause biete ich demnächst wieder Kurse für Frauen an, die Verantwortung übernehmen. Alle Termine finden Sie in Kürze auf unserer Übersichtsseite.

Karin Bacher sitzt auf einem Barhocker